Tag des offenen Cockpits – SÜDWEST PRESSE

Freizeit / Sportflieger Ulm veranstalten „Tag des offenen Cockpits“ auf dem Erbacher Flugplatz

Mit Begeisterung abgehoben

Ganz ungefährlich am Simulator oder tatsächlich im Segler über den Wolken

Wie kommt ein Flieger in die Luft, was hält ihn oben und wie kommt er kontrolliert nach unten? Antworten darauf gab es am Wochenende auf dem Erbacher Flugplatz beim „Tag des offenen Cockpits“ der Sportflieger Ulm. Er fand im Rahmen der Berblinger-Veranstaltungen statt.

ERBACH Der Pilot des Hochleistungsseglers strebt den Erbacher Flugplatz an. Das Grasfeld im Blick, richtet er seinen Flieger aus, steuert geradewegs ein Stück nach Westen und schwenkt dann in einer 180-Grad-Kurve in die entgegengesetzte Richtung. Nun liegt die Landebahn vor ihm. Mit Blick auf Höhe und Geschwindigkeit drückt er den Flieger langsam nach unten. Leichte Korrekturen mit dem Steuerknüppel gleichen den Seitenwind aus, lassen den Flieger in der gewünschten Geschwindigkeit sinken und schließlich sanft auf der Grasnarbe aufsetzen. Mit leisen Poltergeräuschen und leichtem Schütteln rollt der Segler aus und kommt am Ende der Landebahn zum Stehen. Der Flieger neigt sich zur Seite, die Spitze der Tragfläche drückt ins Gras. „Mustergültig“, lobt Georg Unseld. Er ist Vorsitzender des Sportfliegerclubs (SFC) Ulm und steht im Hangar des Vereins auf dem Erbacher Flugplatz, den sich die Ulmer mit dem Erbacher Luftsportverein teilen.
Unseld und sein Flugschüler sitzen vor einem PC. Start, Platzrunde und Landung haben an einem Flugsimulator statt gefunden, den der Neu-Ulmer Vertriebspartner von Addison-Software Christian Leib dem Verein zur Verfügung gestellt hat. „Ein professionelles Programm vermittelt realistische Flugsituationen“, erklärt Unseld. Zudem ist es für einen Laien völlig ungefährlich, sich hinters Cockpit zu klemmen.
Und das war für das Vorhaben der Ulmer Sportflieger am Wochenende besonders wichtig. Sie hatten zu einem „Tag des offenen Cockpits“ eingeladen. Dabei sollten Interessierte mit Theorie und Praxis an die Fliegerei herangeführt werden. Die Theorie fand am PC und mit Erläuterungen statt.
Anschließend konnten die Besucher für einen kleinen Obolus selbst abheben und unter Anleitung eines Fluglehrers den Steuerknüppel übernehmen. Der Kontakt mit dem Element Luft und seinen Kräften beeindruckten. Das begann bereits beim Start. Binnen vier Sekunden beschleunigt die Seilwinde Flieger und Passagiere von Null auf 100 Stundenkilometer und schleudert sie förmlich steil in den Himmel. „Ich dachte, meine Ohren bekommen Besuch von meinen Backen“, meinte ein Besucher. Wieder gelandet, stiegen strahlende Fluggäste aus. „Das ist ein tolles Gefühl sich auf die Natur und ihre Kräfte einzulassen“, sagte Mathias Kupmann aus Senden. Der 39-Jährige will es sich ernsthaft überlegen, mit der Fliegerei anzufangen.
Unseld ermuntert. Jeder könne das Fliegen erlernen. Zwei Jahre dauere die Ausbildung, dann habe man den Pilotenschein in der Tasche. Das Alter spiele dabei keine Rolle. „Jüngere tun sich zwar leichter, wer aber mit Herz bei der Sache ist, schafft es“, sagt Unseld.
Begonnen werden kann mit 14 Jahren, mit 16 Jahren und Pilotenschein wird allein geflogen. Die Ausbildung dauert zwei Jahre und kostet für Jugendliche rund 1500 Euro, für Erwachsene 2000 Euro. „Der erste Alleinflug ist ein gigantisches Gefühl. Davor ist man zwar unheimlich aufgeregt. Hinterher aber fühlt man sich riesig“, erinnert sich Unselds Sohn Thomas.
Gut 50 Mal hoben die Flieger des SFC für die Aktion ab. „Wir sind sehr zufrieden. Etliche Besucher haben ernsthaftes Interesse gezeigt. So viel Begeisterung habe ich schon lange nicht mehr erlebt“, sagt Unseld.

Beitrag von FRANZ GLOGGER – SÜDWEST PRESSE – Ausgabe Ulm
17.09.2007